Test: Kiwi Ears Aventus – Technikwunder im No-Name-Look

Mit dem Aventus bringt Kiwi Ears ein Bluetooth-Headset auf den Markt, das vor allem eines will: Klangqualität liefern. Und das tut es. Auf technischer Seite punktet das Aventus mit einer Koaxial-Treiberkonfiguration, neuem Bluetooth 5.4, Hybrid-ANC und einer fast schon absurden Akkulaufzeit von über 80 Stunden. Auf dem Papier klingt das alles nach High-End – und tatsächlich: Das Headset überrascht in der Praxis, wenn man weiß, worauf man sich einlässt.


Sound – Volltreffer für Audiophile, Gamer und Bass-Liebhaber

Kommen wir direkt zur stärksten Disziplin des Aventus: dem Klang. Kiwi Ears hat hier ein Setup aus zwei dynamischen Treibern verbaut – einem großen 40-mm-Treiber für den Tieftonbereich und einem zusätzlichen 10-mm-Treiber für die oberen Frequenzen. Das Resultat ist ein ausgesprochen balanciertes Klangbild mit einer klaren, sauberen Bühne.

Bässe sind kraftvoll, tief und rund – aber nie dröhnend. Man merkt sofort, dass hier keine künstliche Überzeichnung stattfindet, sondern echte Tiefe. Die Mitten sind neutral und präsent, was besonders bei Sprache und Gesang auffällt. Und dann sind da noch die Höhen: detailreich, klar und gleichzeitig angenehm weich. Auch bei längerem Hören ermüdet der Klang nicht.

Spannend: Kiwi Ears liefert Schaumstoff-Inlays mit, mit denen sich das Klangbild leicht anpassen lässt. Wer also lieber etwas mehr Bass möchte oder die Höhen reduzieren will, hat hier die Möglichkeit zur Feinjustierung – eine Seltenheit in dieser Preisklasse.


ANC – Funktioniert, aber nicht auf Premium-Niveau

Das Aventus bietet Hybrid Active Noise Cancelling mit einer Reduktion von bis zu 35 dB. In der Praxis reicht das für den Büroalltag, Busfahrten oder den Weg durch die Stadt völlig aus. Tiefe Frequenzen werden gut ausgefiltert, konstante Geräusche wie Motorbrummen oder Klimaanlagen verschwinden fast komplett.

Bei Stimmen, Tastaturgeklapper oder wechselnden Umgebungsgeräuschen stößt das ANC jedoch an seine Grenzen. Wer sich hier High-End-Stille wie bei den großen Platzhirschen erwartet, wird enttäuscht. Für den Preisbereich ist das Ergebnis aber absolut in Ordnung – als Bonus-Feature statt Hauptargument.


Design – Schlicht, funktional, aber kein Hingucker

Optisch erinnert das Aventus an viele No-Name-Modelle, die man von chinesischen Drittanbietern kennt. Es wirkt etwas generisch, fast schon zu zurückhaltend – und schafft es nicht, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Das ist schade, denn unter der Haube steckt Technik, die in dieser Preisklasse seinesgleichen sucht.

Trotzdem: Verarbeitung und Komfort sind stimmig. Die Ohrmuscheln lassen sich rotieren und einklappen, was besonders DJs freuen dürfte, die gern mit einem Ohr hören. Das Material ist angenehm, die Polster sind weich, und auch bei längeren Sessions entsteht kein Druckgefühl. Die RGB-Beleuchtung wirkt dezent – wer’s nicht mag, kann sie abschalten. Zumindest ist das Design ein guter Grund, Akku zu sparen und die RGB einfach aus zu lassen.

Und mal ehrlich: Wer die Kopfhörer trägt, sieht sie sowieso nicht. Wichtig ist, wie sie sich anfühlen und was sie leisten – und da punktet das Aventus.


Konnektivität & Alltag – Praktisch gedacht, stark umgesetzt

Bluetooth 5.4 sorgt für eine stabile Verbindung und extrem niedrige Latenzen. Gleichzeitig können zwei Geräte gekoppelt sein – etwa ein Smartphone und ein Laptop. Wer doch mal auf Kabel umsteigen möchte, findet den entsprechenden Anschluss direkt am Gehäuse.

Auch der Akku verdient ein eigenes Kapitel: Bis zu 82 Stunden mit deaktiviertem ANC, 45 Stunden mit ANC – und selbst bei voller Beleuchtung + ANC kommen noch 18 Stunden zusammen. Für ein kurzes Aufladen zwischendurch reichen bereits 10 Minuten, um wieder vier Stunden Musik hören zu können. In Sachen Laufzeit liegt das Aventus deutlich über dem Branchenschnitt.


Mikrofon & Einsatz als Headset – Solide, aber kein Studioersatz

Die Sprachqualität geht in Ordnung. Für Calls oder Gaming-Kommunikation reicht das integrierte Mikrofon vollkommen aus. Klar, in lauten Umgebungen hört man die eigene Stimme nicht so sauber wie bei teureren Modellen – aber im Alltag funktioniert’s zuverlässig. Podcasts oder Content Creation sollte man damit jedoch nicht planen.


Fazit – Der unterschätzte Champion

Das Kiwi Ears Aventus ist kein Design-Statement, kein Lifestyle-Accessoire, kein „Hey, schau mal, wie fancy meine Kopfhörer sind“-Produkt. Es ist ein technisches Kraftpaket, das seine Stärken klar ausspielt: fantastischer Klang, starke Ausstattung, praktische Features – und das zu einem erstaunlich fairen Preis.

Wer über das schlichte Äußere hinwegsehen kann – oder es bewusst sucht – bekommt hier eines der besten Headsets unter 100 Euro, das aktuell auf dem Markt ist. Für Gamer, Musikfans und Audiophile, die mehr Wert auf Leistung als Optik legen, ist das Aventus eine klare Empfehlung.


Planetkey-Wertung: 8,7 / 10

+ Fantastischer Klang – Bass & Höhen perfekt abgestimmt
+ Wahnsinnig lange Akkulaufzeit
+ Dual-Device & kabelgebunden nutzbar
+ Bequemer, leichter Sitz mit guter Passform
– ANC nur unterdurchscnittlich
– Optisch echt nicht schön
– Mikrofon okay, aber nicht überragend