Metal Eden hat definitiv die Vibes

Ich wache in einem metallischen Korridor auf, bedrängt von kleinen Cyborg-Kreaturen, die beim Drücken des Abzugs mühelos zerplatzen. Eine Stimme in meinem Kopf faselt über Tod, Zivilisation und den gewaltsamen Raubüberfall, bei dem ich mithelfen soll. Nach jedem grausigen Tod wird mein synthetischer Körper wiedergeboren. Vor mir erstreckt sich eine weitläufige, von KI kontrollierte Stadt – wie ein ultra-effizienter, düsterer Panoptikum-Albtraum am Ende der Geschichte, irgendwo am Rand der Galaxie. Die erste Stunde von Metal Eden fühlt sich an wie ein Mix aus RoboCop und The Matrix – und ich feier’s.


Wer bei den Game Awards 2024 aufgepasst hat, erinnert sich vielleicht an einen wirbelnden, neongetränkten Trailer mitten in der Show, der fast wie Bungies stylischer Sci-Fi-Shooter Marathon aussah. Doch es war Metal Eden – der kommende Cyberpunk-Boomer-Shooter von Reikon Games, bekannt für den blutigen Twin-Stick-Shooter Ruiner (2017). Das Spiel erscheint am 6. Mai für Konsole und PC – ich habe die kostenlose Demo auf der PlayStation 5 ausprobiert.

Wie schon beim Vorgänger setzt Metal Eden voll auf Style: metallisch, cool, mit massig Techno-Jargon, einfach weil’s gut aussieht und klingt. Doch diesmal ist das Spiel deutlich ambitionierter – ein Ego-Shooter in einer 3D-Welt mit dem Glanz eines Unreal Engine 5-Projekts. Das Missionsdesign und das Gameplay erinnern stark an eine Kreuzung aus Doom und Ghostrunner. Was mich aber wirklich bei der Stange hält, ist das coole Worldbuilding und die selbstbewusste Ästhetik.


Du spielst als Androidin namens Aska, die versucht, in diverse Einrichtungen und Systeme einzudringen, die eine dystopische, autonome Himmelsstadt namens Mobius kontrollieren. Die erste Mission ist nach John Miltons Paradise Lost benannt. Der Statusbildschirm zeigt abgefahrene Sci-Fi-Artworks. Der zentrale Kampfkern dreht sich darum, gegnerische Energiekerne herauszureißen und sie dann als Granaten zu nutzen oder zu konsumieren, um Buffs zu bekommen. Synthwave-Soundtrack und schnittige Level treiben dich dabei stetig weiter zur nächsten seltsamen Lore-Enthüllung.

Was ich am meisten liebe, sind die traumähnlichen Bilder, die Metal Eden in meinem Kopf erzeugt – eine hyper-gewalttätige, metallisch-leuchtende Hitze-Apokalypse am Ende der Menschheitsgeschichte, lange nachdem KI das Universum kolonialisiert hat und die Grenze zwischen Bewusstsein und Maschine nicht mehr existiert. Ein intensiver Hintergrund, um jede Menge fleischige Maschinen zu zerschmettern, zu zerballern und zu zerstören. Vielleicht wird Metal Eden nicht das Spiel des Jahres – aber es spukt mir noch immer im Kopf herum, wie ein bizarrer Traum, den man einfach nicht loswird.


Ich bin allerdings skeptisch, wie gut das restliche Paket als Run-and-Gun-Game funktioniert. Mein erster Eindruck: etwas flach und unausgereift. Es gibt nicht genug Gegnervarianten oder Angriffstypen, und trotz des schnellen Tempos fühlen sich die Plattforming-Passagen und Arena-Kämpfe etwas gestreckt an. Ob das mit den angeblich massiven Entlassungen bei Reikon Games letztes Jahr zu tun hat oder daran liegt, dass man den Fokus zu sehr auf die (zugegebenermaßen teure) Präsentation gelegt hat – unklar. Jedenfalls fühlt es sich weniger „tight“ an als viele der fein abgestimmten Retro-Boomer-Shooter der letzten Jahre.

Ein robuster, aber nicht überfordernder Skilltree verspricht später im Spiel noch coole Build-Optionen. Wenn Preis und Spielzeit stimmen, hat Metal Eden das Potenzial, ein knackiges Sci-Fi-Shooter-Vignetten-Erlebnis zu werden. Ich hoffe jedenfalls, dass die Vollversion das Versprechen dieser verführerischen Cyberpunk-Vibes auch wirklich einlösen kann.