Entwickler des umstrittenen Spiels "No Mercy" verteidigen es – wollen es aber trotzdem von Steam entfernen

Das Studio hinter No Mercy, einem kürzlich veröffentlichten 3D-Visual-Novel-Spiel mit nicht einvernehmlichem Sex und Inzest, hat angekündigt, das Spiel vollständig von Steam zu entfernen. Das Spiel war zuvor bereits von Valve aus dem britischen, kanadischen und australischen Steam-Store entfernt worden, nachdem es wegen seines Inhalts massive Kritik erfahren hatte.

Inhaltshinweis: Dieser Artikel enthält Hinweise auf Vergewaltigung, sexuelle Gewalt und Inzest.

No Mercy wurde am 22. März auf dem PC über Steam veröffentlicht und von den Entwicklern als ein „3D, entscheidungsbasiertes Erwachsenen-Visual-Novel mit starkem Fokus auf Inzest und männlicher Dominanz“ beschrieben.

Im Spiel erfährt der Protagonist, dass seine Mutter den Vater betrogen hat – woraufhin er „sie sich nehmen“ solle. Es folgen mehrere Szenen, in denen weibliche Figuren – darunter auch die Mutter des Spielcharakters – zum Sex gezwungen werden. Die Steam-Beschreibung enthielt unter anderem folgenden Satz:
„Lüfte ihre tiefsten Geheimnisse, unterwirf sie und mache dir alle Frauen gefügig.“

Online stieß das Spiel auf massiven Widerstand. Eine Petition auf Change.org, die die Entfernung von No Mercy forderte, sammelte über 10.000 Unterschriften.

Am 9. April äußerte sich der britische Technologie-Staatssekretär Peter Kyle im britischen Radiosender LBC besorgt über das Spiel und sagte:
„Ich erwarte, dass jedes Tech-Unternehmen Inhalte so schnell wie möglich entfernt, sobald es davon erfährt. Genau das verlangt das Online-Sicherheitsgesetz, genau das verlange ich als Staatssekretär – und genau so erwarten wir es von Plattformen, die das Privileg genießen, in der britischen Gesellschaft und Wirtschaft aktiv zu sein.“

No Mercy war als Adults Only (nur für Erwachsene) gekennzeichnet und konnte nur mit Kreditkarte gekauft werden. Da Valve keine Altersfreigabe durch PEGI oder ESRB vorschreibt, war das Spiel auch nicht offiziell bewertet.

Nach zunehmendem Druck wurde es dann auch aus Australien und Kanada entfernt – offenbar durch Valve.

Am 10. April veröffentlichte das Entwicklerstudio Zerat Games eine längere Stellungnahme auf Steam. Darin kündigten sie an, das Spiel selbst aus dem weltweiten Steam-Angebot entfernen zu wollen – verteidigten den Inhalt aber dennoch: Echte Inzest-Beziehungen seien „widerlich“, doch Dinge wie Inzest, Vergewaltigung oder männliche Dominanz seien für viele Menschen nun einmal verbreitete „Fetische“.

Wörtlich heißt es in der Mitteilung:

„Ich verstehe vollkommen, dass viele Menschen solche Inhalte widerlich finden. Aber beim Sex sollte man tun dürfen, was man möchte – solange man niemandem damit schadet.“

„Wenn du nach dem Lesen unserer Stellungnahme immer noch glaubst, dass so ein Spiel nicht hätte entwickelt werden sollen, dann entschuldigen wir uns aufrichtig bei dir. Gleichzeitig möchten wir dich bitten, etwas offener für menschliche Fetische zu sein, die niemandem schaden – auch wenn sie dir widerlich erscheinen. Es ist immer noch nur ein Spiel, und obwohl viele versuchen, mehr daraus zu machen, bleibt es ein Spiel.“

Stand Donnerstag, 22:30 Uhr deutscher Zeit, war No Mercy weiterhin auf Steam erhältlich. Wer das Spiel bereits gekauft hat, wird es auch nach der Entfernung weiterhin herunterladen und spielen können.