For Honor - Singleplayer Review

Ubisoft ist mutig – Eine Eigenschaft die man dem Unternehmen eigentlich so gar nicht zuschreiben möchte wenn es um die Erschaffung einer neue Marke oder einer vergleichsweise sperrigen Zugänglichkeit geht. So assoziiert man die „Ubisoft-Formel“ ja gemeinhin negativ hinsichtlich der immer nach demselben Schema F aufgebauten Spielwelten a lá Far Cry, Assasin´s Creed oder auch das Renn-Rollenspiel The Crew. Bei For Honor geht das Unternehmen erfreulicherweise neue Wege und mixt etablierte Multiplayer-Elemente mit einem unverbrauchten Setting und durchdachtem Kampfsystem zu einem innovativen Spielerlebnis. Ob das Ganze auch Spaß macht, erfahrt ihr in der folgenden Review. 

Anm. der Redaktion: 
Der erste Teil der Review bezieht sich rein auf die Kampagne in For Honor. Für die Multiplayer-Review geht ein wenig mehr Zeit ins Land um alle Elemente ausgiebig zu testen und damit abschließend eine fundierte Aussage zum Kernelement des Spiels tätigen können. 

 

Popcorn-Kino

Eines gleich vorweg. Wer mit dem Gedanken spielte sich For Honor aufgrund seiner Einzelspieler-Inhalte zuzulegen, sollte sein Vorhaben nochmal gründlich überdenken. For Honor ist im Kern ein Multiplayer-Titel und verheimlicht dies auch nicht. Für Solisten wird aber definitiv zu wenig geboten, als das sich der Kaufpreis rechtfertigen würde. Dazu aber später mehr. 

                     

                                        Insbesondere die Zwischensequenzen sind toll inszeniert

Fans von Mittelalter-Schwertgefechten mussten gerade im Bereich der Solisten in der Vergangenheit auf Titel wie Mount & Blade oder reinrassige Fantasy-Rollenspiele wechseln um zumindest ein wenig Mittelalterflair zu erhalten. Eine wirklich gute Schwertkampferfahrung mit durchdachtem Kampfsystem gab es bisher nicht und in die Kerbe schlägt For Honor. Die Kampagne besteht auch 18 Missionen, innerhalb derer ihr jede Fraktion (Ritter, Wikinger und Samurai) in den Grundzügen kennen lernt und die meisten der jeweils 4 Helden mindestens einmal spielt. In der Release-Fassung sind also insgesamt 12 unterschiedliche Helden spielbar, 4 aus jeder Fraktion. Wer will kann übrigens die Kampagne auch im Koop mit einem Freund erleben, was sich spielerisch aber so gut wie gar nicht auswirkt. Statt alleine, kloppen wir einfach zu zweit auf KI-Gegner ein – Das taugt aber immerhin als spaßige Abend-Unterhaltung bei dem ein oder anderen Getränk. 

                     

                    Im Koop bieten sich keine nennenswerten Unterschiede – Spaß macht das Ganze dennoch

Zugegebenermaßen macht die Inszenierung der Kampagne deutlich mehr her, als ich anfangs erwartet habe. Die Geschichte gibt sich redlich Mühe um mit effektvollen und stilsicheren Zwischensequenzen zu punkten und überliefert von Anfang an einen rauen Mittelalter-Charme. Im Zuge der 18 Missionen erleben wir die Geschichte um die Kriegstreiberin Apollyon, die die drei Parteien gegeneinander ausspielt, wechselnd aus den Augen der Ritter, Wikinger und der Samurai.  Zwar versucht man zu Beginn noch der Geschichte zu folgen, diese verkommt aber leider ziemlich schnell zu einer uninspirierten Bühne um die Missionen aneinander reihen zu können. Dass wir die Kampagne dennoch genüsslich durchgespielt haben, liegt wohl primär an dem gut designten Kampfsystem der verschiedenen Klassen. Denn als Einstieg und Vorbereitung für den harten Multiplayer, eignet sich die Kampagne hervorragend.  

                    
                                                              Die Takedowns sind toll animiert

Easy to learn, hard to Master

In einem Punkt ist der Single- und Multiplayer identisch. For Honor ist alles andere als intuitiv. Wer blindlinks in ein Gegnerpulk rennt und die Knöpfe des Controllers wild malträtiert, bekommt selbst im leichtesten der vier Schwierigkeitsgrade den Helm zerbeult. Am besten lässt sich das Kampfsystem von For Honor mit dem von Dark Souls beschreiben, unterscheidet sich aber dennoch stark von dem selbigen. 
So gibt es leichte und schwere Angriffe mit denen man seinem Kontrahenten zu Leibe rücken kann. Wohin wir schlagen bestimmt unsere Haltung, die wir anhand der Figur selber oder einem visuellen Indikator entnehmen. Diese Haltung (von links, von oben, von rechts) bestimmt auch auf welcher Seite wir Angriffe abwehren und wo wir ungeschützt sind. Blocke ich also nach rechts während der Gegner von aus seiner Sicht links zulangt, landet dieser einen Treffer. Glücklicherweise zeigt auch hier ein Indikator an aus welcher Richtung der Schlag kommt. Nun haben wir ein kurzes Zeitfenster um den kommenden Angriff abzuwehren. 

                       
        Das Kampfsystem ist hervorragend gelungen und eine Ausnahme im Genre der Multiplayerspiele…

Im Kern basiert das Kampfsystem auf einem umfangreichen Stein-Schere-Papier-Prinzip. Auf jede Aktion gibt es eine Reaktion. Wer beispielsweise nur blockt, riskiert einen sogenannten Guard Break – eine Aktion des Gegnern der die Deckung öffnet oder uns zurück stößt wir somit offen für Angriffe sind. Aber auch so lassen sich Aktionen provozieren und kontern. Das Meistern des Kampfsystems nimmt aber nur im Multiplayer einen Großteil ein. In der Kampagne ist zwar eine gewissen Einarbeitungszeit unumgänglich, kommt aber von ganz allein. 
 

                       
                                          …und bietet sowohl taktischen Tiefgang als auch Action

 

Vorsprung durch Technik


Auf technischer Ebene lässt For Honor die Muskeln spielen und überzeugt sowohl in der grafischen und inszenatorischen Präsentation, wie auch im Bereich Audio- und Soundgestaltung. Scharfe, Texturen, spritzendes Blut, dynamische Lichteffekte und saubere Animationen übertragen gepaart mit den krachenden Soundeffekten ein Schlacht-Feeling das im Singplayer sogar noch besser rüber kommt als im Multiplayer. Die Kämpfer und deren Rüstungen sind detailliert gezeichnet und verbreiten eine opulente Wirkung. Zusammen mit den blutrünstigen Takedowns bei denen wir unser Gegenüber endgültig und auf ziemlich brutale Weise töten, zeichnet For Honor im Gesamten ein stimmiges Mittelalterbild ab was durchaus eine glaubwürdige Atmosphäre schafft. 
 

                        

                                        Grafisch präsentiert sich For Honor fast ohne besondere Makel

Die optische Abwechslung lässt sich leider nicht für die Gestaltung der Karten übernehmen. Jede Map ist aus Bereichen wie Wald, Burg oder Dorf zusammengebaut und unterscheidet sich gefühlt nur in der Anordnung der Elemente. Dies ist zwar zu der Verbindung zum Multiplayer geschuldet, wirkt sich aber trotzdem negativ auf die eh schon immer gleichen Kloppereien aus. 

Mehr vom Gleichen 


Wie schon erwähnt eignet sich die Kampagne wohl am besten als Vorbereitung auf den Multiplayer. Denn unterm Strich prügeln wir uns in jeder Mission durch Massen von KI-Gegner, erledigen Teil- und Hauptziele um dann von Zeit zu Zeit auf härtere Kontrahenten oder sogar Boss-Gegner zu treffen. Letztere fordern sogar stellenweise andere Taktiken und werten das Solo-Spielgefühl somit deutlich auf. Des Weiteren lockern zum Beispiel Passagen mit Verfolgungsrennen das Geschehen auf. Zwar sind auch diese spielerisch simpel gehalten, bieten aber eine willkommene Abwechslung zum ständigen Schädel spalten. 
 

                        
                                         Die Bosskämpfe bieten eine willkommene Abwechslung


Im Endeffekt war die Implementierung einer Kampagne sicherlich kein Muss, steigert wahrscheinlich aber dennoch die Verkaufszahlen. Trotzdem sei an dieser Stelle nochmal angemerkt, dass sich der Kauf von For Honor definitiv nicht lohnt, wenn man ausschließlich alleine spielen möchte. Neben der Quantität an Solo-Content, ist zu dem die Spielzeit der Kampagne mit ca. 7 Stunden recht knapp bemessen. 
Positiv hervorzuheben ist allerdings das Kampfsystem, welches sich in seinen Grundzügen in der Kampagne sehr gut verinnerlichen lässt. Das Meistern dessen erfolgt dann im eigentlichen Kernstück von For Honor – Dem Multiplayer. 

Das Spiel gibt es natürlich auch im Preisvergleich in der Standart Edition, Gold Edition und der Deluxe Edition.