Ken Levine kritisiert Risikoarmut in AAA-Games: „Ohne Innovation verlieren Spiele ihre Anziehungskraft“

Ken Levine, der Schöpfer der Bioshock-Reihe, äußerte sich in einem Interview mit Gamesindustry.biz kritisch über die aktuelle Entwicklung der AAA-Spielebranche. Laut Levine fehlt es vielen großen Produktionen an Risikobereitschaft, was langfristig sowohl für Entwickler als auch Spieler problematisch sei.

Innovationsmangel und steigende Kosten

„Eines der größten Probleme in der Branche ist, dass Spiele immer größer und grafisch anspruchsvoller werden“, erklärte Levine. „Etwas so Einfaches wie das Erstellen einer Tür ist heute deutlich zeitaufwändiger als vor zehn Jahren – durch Normalmaps, Shader, hochauflösende Polygonmodelle und Physikeffekte.“

Mit steigenden Produktionskosten wachse der Druck auf Entwicklerstudios, kommerziellen Erfolg zu garantieren. Dies führe häufig zu einer Überbetonung von etablierten Franchises und einer Zurückhaltung gegenüber neuen Ideen. „Wenn du nicht innovierst, verlierst du die Spieler. Sie haben alles schon gesehen.“

Die Risiken der Risikobereitschaft

Levine weiß jedoch, dass Innovation in der heutigen AAA-Landschaft schwierig ist. „Es ist hart, Neues zu machen. Selbst wenn man Risiken eingeht, kann es sein, dass man scheitert – und je teurer ein Projekt ist, desto schwieriger wird es.“ Als Beispiel zieht er das Marvel Cinematic Universe heran: „Wenn man aufhört, Risiken einzugehen, schalten die Leute einfach ab.“

Auch die Gaming-Branche hat in den letzten Jahren teure Flops erlebt. Spiele wie Suicide Squad: Kill the Justice League verursachten Verluste in Millionenhöhe, während andere Projekte wie Concord nur wenige Wochen nach Veröffentlichung eingestellt wurden. Laut Levine sei der Erfolg eines Spiels oft ein Glücksspiel: „Es gibt keine Garantie für Erfolg. Du musst den Spielern etwas bieten, das sie begeistert – und das wird jedes Jahr schwieriger.“

Judas: Ein Risiko oder Nostalgie pur?

Levine selbst arbeitet seit über acht Jahren an seinem neuen Spiel Judas, das im März 2025 erscheinen soll. Trotz der langen Entwicklungszeit sieht er Judas als spirituellen Nachfolger von Bioshock, was auch der Marketingstrategie zugutekommt. Dennoch betont er, dass das Spiel eigene Risiken eingeht, deren Erfolg sich erst zeigen wird. „Das ist unser Job: Etwas zu schaffen, das die Menschen fesselt.“

Ob Judas tatsächlich die erhoffte Innovation bringt oder lediglich auf Nostalgie setzt, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass Levine mit seiner Kritik einen Nerv in der Branche trifft – eine Branche, die sich entscheiden muss, ob sie mutige Schritte wagt oder weiterhin auf altbewährte Konzepte setzt.