Review: Gothic: Das offizielle Kochbuch

Die Namen der Gerichte in "Gothic: Das offizielle Kochbuch" sind einfach genial! Wie könnte man bei Titeln wie "Arschkriecher-Mandelsulz" nicht neugierig werden? Als eingefleischter Gothic-Fan habe ich beschlossen, dieses Rezept unbedingt auszuprobieren – auch wenn ich danach vielleicht eine kleine Exkursion durch das Minental brauche, um das Gericht zu verdauen.

Aber die Namen sind nur der Anfang. Was dieses Kochbuch wirklich ausmacht, sind die Geschichten hinter den Rezepten. Für jeden, der sich schon mal in den finsteren Wäldern von Khorinis oder den düsteren Ecken des Alten Lagers verloren hat, ist dieses Buch eine liebevoll gestaltete Hommage an die Gothic-Welt. Es ist mehr als nur ein Sammelsurium von Rezepten; es ist eine Reise durch die Kulinarik eines Universums, das viele von uns geprägt hat. Snafs bissige, direkte Kommentare zu den Gerichten sind ein absolutes Highlight. Man könnte fast meinen, der alte Koch aus dem Außenring hätte persönlich Hand an die Töpfe gelegt, so authentisch und unverwechselbar sind die Texte. Es macht einfach Spaß, sich durch die Seiten zu lesen und in diese Welt einzutauchen.

Die Rezepte selbst sind eine bunte Mischung, die von Vor- und Hauptspeisen über Suppen und Eintöpfe bis hin zu Desserts und Getränken reicht. Alles natürlich mit einem unverwechselbaren Gothic-Twist. Jedes Gericht ist nicht nur ein Rezept, sondern ein kleines Stück Geschichte. Besonders gefallen hat mir, wie Snaf es schafft, selbst alltägliche Speisen zu etwas Besonderem zu machen, indem er ihnen einen Gothic-mäßigen Anstrich verpasst. Zum Beispiel wurden einfache Knödel zu "Golemknödeln" umbenannt, und die klassischen Senf-Eier wurden zu "Dracheneier in Kronstöckelsud" erhoben. Das zeigt die Kreativität, die in dieses Buch geflossen ist.

Es gibt jedoch auch Rezepte, bei denen man sich fragt, ob sie wirklich in die Gothic-Welt passen. "Blutfliegen-Tacos" klingen zwar spannend, aber ich bin mir nicht sicher, ob die Helden Khorinis’ wirklich so etwas auf ihren Reisen verzehrt hätten. Aber genau das ist der Charme dieses Buches – es nimmt sich selbst nicht zu ernst und spielt mit der Nostalgie der Fans, ohne dabei den Humor zu verlieren. Die Umsetzung von Minecrawlern und Fleischwanzen durch Meeresfrüchte wie Scampi oder Königskrabben ist ein Beispiel dafür, wie kreativ und gleichzeitig witzig dieses Buch ist. Es ist, als hätte Snaf selbst versucht, das Unmögliche möglich zu machen, und das mit einem Augenzwinkern.

Ein weiteres Highlight des Buches sind die stimmungsvollen Fotografien, die jedes Rezept begleiten. Man kann sich förmlich vorstellen, wie Snaf in seiner kleinen Küche im Alten Lager steht und die Zutaten zusammenrührt. Die Bilder sind aufwendig inszeniert und tragen viel zur Atmosphäre des Buches bei. Die Orkmedizin ist einer meiner Lieblingsgetränke. Die Präsentation ist sehr gut gelungen. Jetzt brauche ich nur noch selbst so ein geformtes Glas.

Trotz all des Lobes gibt es auch ein paar Kleinigkeiten, die mich gestört haben. Zum Beispiel sind mir einige Schreibfehler aufgefallen, die den Lesefluss etwas stören. Zwar hat es durchaus seinen Charme, wenn man im Vorwort liest, dass der Ofen auf 2000 Grad vorgeheizt werden soll, aber es zeigt, dass bei der finalen Überarbeitung des Buches etwas nachlässig vorgegangen wurde. Angesichts der langen Vorbereitungszeit, die dieses Buch hatte, hätte man sich hier etwas mehr Sorgfalt gewünscht.

Die Rezepte selbst sind durchweg gut verständlich und lassen sich problemlos nachkochen. Die Zutaten sind klar aufgeführt, und die Schritte werden nachvollziehbar erklärt. Es ist auch für Kochanfänger geeignet, die sich zum ersten Mal in die Welt von Gothic und in die Küche wagen. Besonders angenehm fand ich, dass jedes Rezept mit einer Angabe zur Schwierigkeit versehen ist, sodass man sich langsam an die komplexeren Gerichte herantasten kann.

Viele der Hauptgerichte basieren auf Fleisch, was gut zu den rauen, archaischen Lebensbedingungen in der Welt von Gothic passt, aber Vegetarier und Veganer könnten hier etwas zu kurz kommen. Auch die Tatsache, dass alle Getränke alkoholischer Natur sind, lässt vielleicht den einen oder anderen nach einer nicht-alkoholischen Alternative suchen.

Doch insgesamt bietet das Buch eine beeindruckende Auswahl an Gerichten, die den Hunger jedes Gothic-Fans stillen sollten. Von herzhaften Eintöpfen bis hin zu süßen Desserts ist alles dabei, was das Herz begehrt. Besonders gefallen hat mir die liebevolle Gestaltung des Buches, die bis ins kleinste Detail durchdacht ist. Die Integration der Gothic-Welt in die Rezepte und die begleitenden Texte von Snaf tragen dazu bei, dass man sich als Teil dieser Welt fühlt.

Mein Fazit? "Gothic: Das offizielle Kochbuch" ist eine gelungene Mischung aus Nostalgie, Kreativität und Kochspaß. Es fängt den Geist der Spiele perfekt ein und bietet gleichzeitig die Möglichkeit, die Wartezeit auf das Gothic-Remake kulinarisch zu überbrücken. Für eingefleischte Fans der Reihe ist es ein absolutes Muss. Wer jedoch nur gelegentlich in die Welt von Gothic eintaucht oder kein Interesse am Kochen hat, wird möglicherweise nicht den vollen Wert dieses Buches ausschöpfen können. Dennoch kann ich es jedem empfehlen, der die Serie liebt und gerne kocht – oder einfach nur neugierig ist, wie man sich in Khorinis so richtig satt essen könnte.

Also, schnappt euch das Kochbuch, werft den Ofen an (aber nicht auf 2000 Grad!) und genießt ein Stück Gothic auf eurem Teller. Snaf wäre stolz auf euch – und das soll was heißen!