Review: Cyberpunk 2077: Big City Dreams

Ich bin ein großer Fan der "Cyberpunk 2077"-Comics. Seit einem Jahrzehnt sehne ich mich nach Cyberpunk-Inhalten, und "Cyberpunk 2077" hat dieses Verlangen nur teilweise gestillt. Es ist eine perfekte Verbindung, oder zumindest eine Verbindung in Night City, da Dark Horse zu den wenigen Unternehmen gehört, die meiner Meinung nach die düstere und grimmige Stimmung sowie den notwendigen Kunststil einfangen können, um die dystopischen Zukünfte zum Leben zu erwecken, über die ich so gerne lese. Auch wenn mich die Comics nicht immer umgehauen haben, habe ich dennoch immer meinen Gegenwert fürs Geld bekommen.
Die Prämisse

Die Prämisse von "Big City Dreams" ist einfach, aber dennoch überraschend tiefgründig. Tasha und Mirek sind zwei Möchtegern-Edgerunner, die im Grunde genommen nur Kleinkriminelle sind. Tasha schießt wahllos auf jeden, der ihr ins Auge fällt, während Mirek sie unterstützt, obwohl er selbst nicht gewalttätig ist. Alles ändert sich, als Mirek eine "Braindance"-Erfahrung (eine Art virtuelle Realität für Nicht-Cyberpunk-2077-Fans) macht und das Leben eines liebenden Vaters und Ehemanns auf einer Farm außerhalb von Night City erlebt.

Die Geschichte greift ein zentrales Thema des Videospiels auf: die Wahl zwischen einem ruhigen Leben oder einem Tod im Flammenmeer des Ruhms. Diese Frage wird wiederholt dem Protagonisten V im Videospiel gestellt, und das Ende des Spiels reflektiert, welche dieser Optionen V als seine Bestimmung ansieht.

Charaktere und Themen

Tasha ist eindeutig nicht klug genug, um zu realisieren, dass sie sterben wird oder dass jemand anderes wichtig genug ist, um diese Wahl zu treffen. Sie glaubt, sie sei eine aufstrebende Legende von Night City, die sich ihren Weg an die Spitze durch Mord bahnen wird, obwohl sie offensichtlich inkompetent und ein psychotischer Gewaltmensch ist. Mirek hingegen ist von der Möglichkeit eines ruhigen Lebens schockiert. Er möchte das Leben eines ruhigen Bauern und Familienvaters fernab von Gewalt und Tod erleben. Doch als er seine „Vision“ mit Tasha teilt, wird er verspottet.

Diese Geschichte gefällt mir mehr, als ich erwartet hatte, weil sie mir wie die Art von Geschichte vorkommt, die die Mehrheit der Statisten im Videospiel (und im Tabletop-RPG) erleben würden. Tasha hat nicht die Bildung, das Temperament oder die Fähigkeiten, um ihre Ziele zu erreichen, aber sie hat einen soziopathischen, unverdienten Stolz, der ihr sagt, dass das Töten zufälliger Leute auf der Straße sie irgendwie berühmt machen wird. Mirek hingegen hat keine anderen Freunde oder geliebten Menschen (es bleibt unklar, ob Tasha seine Freundin ist), daher ist er bereit, einfach mitzumachen.

Romantisierung und Realität

Interessant finde ich auch, dass Mirek das Leben auf dem Land romantisiert, während das Buch nicht davor zurückschreckt, zu zeigen, dass dies genauso eine Illusion ist wie das, was Night City Möchtegerns wie Tasha verkauft. Unser erster Kontakt mit dem Bauern in der „Realität“ zeigt, dass seine Frau auf dem Hof unglücklich ist und das ruhige Leben sie keineswegs zufriedenstellt. Sie will in Night City leben und vielleicht wäre sie dort glücklich oder vielleicht ist es einfach so, dass es auf Mike Pondsmiths Erde keinen wirklich „glücklichen“ Ort gibt.

Fazit
„Cyberpunk 2077: Big City Dreams“ ist ein faszinierender Comic, der die Essenz der Cyberpunk-Welt einfängt und eine tiefgründige und zugleich simple Geschichte erzählt. Er beleuchtet die Träume und Illusionen der Charaktere auf eine Weise, die sowohl nachdenklich als auch unterhaltsam ist. Trotz seiner scheinbaren Einfachheit bietet der Comic eine reiche und vielschichtige Erzählung, die Fans des Genres und des Spiels gleichermaßen begeistern wird.